Himmelsboten

Während der Mond am Horizont steht, die Sterne um die Wette funkeln, wandert lautlos ein Schatten über die Dächer der Stadt. Eine Wolke verdeckt den Mond und stiehlt den tierischen Beobachtern, dass Licht um den Schatten weiter betrachten zu können. Die Stadt ruht im tiefen Schlaf. Keiner bemerkte den Fremden der über die Dächer wanderte seine giftgrünen Augen funkelten in der Dunkelheit des verhangenen Mondlichts. Langsam zieht die Wolke weiter, erlaubt das der Mond erneut den hellen Schein über die Dächer schicken kann.
Doch wo das Licht auf den Schatten fiel, war er nicht mehr. Geschickt hockte die Gestalt auf einem der schmalen Fenstersims und der Stahl seines kleinen Dolches blitz im Mondlicht auf, als er ihn vorsichtig zieht. Mit geübten Bewegungen verschafft sich die Gestalt eintritt in den Raum hinter dem Glasfenster, ohne Aufmerksamkeit von dem dahinter ruhenden Kind zu erhalten. Während der leichte abendliche Wind mit den Vorhängen spielt und die nächtliche Kälte in das Kinderzimmer trägt, blitzt erneut schneeweißer Stahl auf... Eine Weile verharrt die Person noch auf dem Fenstersims, als ein Schatten über die Zimmerwand huscht.
Blitzschnell fliegt eine der Waffen der fremden Person und erwischt den Schatten. Mit großen Augen starrt das Kind auf den Dolch. Die schmale Klinge, grade mal vier Fingerbreit, war verziert mit kleinen Gravierten Rosen. Der Griff des Dolches war aus blutrotem Material, dass Kind konnte nicht sagen was es war, aber es glänzte im Mondlicht, welches durch das Fenster einfiel, wunderschön. Dort wo bei einem Schwert jedoch die Parierstange war glänzte bei diesem Stück eine aus Rosenquarz gefertigte Rose, wobei nach Links und Rechts als Schutz der Hand wieder Metall wie Dornenranken hinab gingen. "Dir geschieht nichts!", unterbrach die Stimme die Beobachtung des Kindes. Die Stimme des Mannes war tief, wenn auch wärmer als man es von jemanden erwarten würde der bei Nachts in ein Zimmer einbrach.
"Wer-?", wollte das Kind fragen doch der Mann trat aus dem Schatten und das Mädchen blickte ihn fragten an, als es sich im Bett aufsetzte und zusah wie er näher kam. Vorsichtig umschloss seine Hand den Griff des Dolches, das so schöne rote Material, und zog diesen aus der Wand, nur eine Kerbe war Zeuge von seiner vorherigen Position. "Niemand wichtiges, kleine Süße...", sprach er und die angesprochene sah ihn mit großen giftgrünen Augen an. Grün traf grün. "Gib gut auf deine Mama acht, Balaca...", sprach der Mann und die kleine nickte leicht. "Werd ich...", murmelte sie leise und der fremde Mann, der doch ihren Namen kannte, strich ihr durch das kurze silberne Haar. Sie sah nicht wie der Schatten an der Wand sich auflöste, doch der Mann sah es und strich ihr noch einmal über die Wange. "Schlaf weiter, meine kleine süße...", flüsterte er ihr zu und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn, eher es wirkte als wäre er nie da gewesen.
Einziger Beweis, dass es diesen Mann gegeben hatte war die Kerbe in der Wand der kleinen Balaca. "Du auch, Papa...", sprach sie leise und lächelte leicht.

Müde öffnete die Junge Frau ihre Augen und blickte sofort nach oben. Dort wo die Sonne den Mond abgelöst hatte und sie aus ihren schon so langen vergangenen Erinnerungen zurück geholt hatte. "Was wohl aus dir geworden ist, Papa?", fragte sie sich selbst und lies sich zu Boden gleiten, den Baum auf dem sie die Nacht geruht hatte hinter sich lassend. Seid dem Tod ihrer Mutter, sie hatte eine schwere Krankheit und Balaca wusste, dass der Tod am Ende eine Erlösung für die Wirtin gewesen war, mied Balaca Städte und ging nur noch in die große Stadt um ihren Beruf zu verrichten. Auf den Spuren ihres Vaters hatte sie doch wirklich einen Beruf ergriffen der dem ihres Vaters ähnelte. Doch er war ein Auftragsmörder, so weit sie inzwischen wusste. Sie hingegen arbeitete für den König. Ob er stolz auf sie sein würde?, fragte sie sich kurz, als sie an einem See angekommen war.
Rosen hatten sie ja immer fasziniert, seid sie seinen Dolch das erste mal gesehen hatte. Sie lächelte als sie hinab ins Wasser sah und sich unter ihrem linken Auge das Rosentattoo erstreckte. "Irgendwann hab ich dich eingeholt, Papa...", sprach sie leise und lächelte in das Wasser hinein als ein kleiner Vogel auf ihrer Schulter landete. "Gute Idee, Carrie. Treffen wir die Meisterin, vielleicht komm ich dann einen Schritt näher an Papa ran!", lächelte die Silberhaarige und strich dem kleinen Vogel durch das orange-rote Gefieder.
Als sie sich umdrehte, blieb sie noch einmal kurz stehen, sah zu wie ihre treue Begleiterin in den Himmel hinein flog. Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. "Aber Carrie :Ich brauche keine Flügel zum fliegen, denn ich habe Menschen, die mich nicht fallen lassen.", lachte sie dem Vogel hinter her, der hoch über den Bäumen bereits seine Melodie trällerte, welche sich mit dem Lachen der jungen Meuchlerin verband als diese denselben Weg einschlug, hinein in den Wald hin zu ihren neuen Kameraden. Auf das ihr Weg noch weit mit denen ihrer Waffengeschwister verbunden sein würde.